Andachten

Ein uralter Gott

O HERR, mein Gott, bist du nicht von jeher unser heiliger Gott? Du wirst uns nicht sterben lassen, denn du bist für uns wie ein schützender Fels. (Habakuk 1,12)

Die große Besonderheit an dem Buch Habakuk ist, dass das Buch als Dialog zwischen Habakuk und Gott dargestellt wird. Während meist Gott durch die Propheten zum Volk gesprochen hatte, spricht er im Buch Habakuk in erster Linie nicht durch, sondern zu Habakuk. Genau genommen ist es Habakuk, der das Gespräch anfängt.

Er klagt vor Gott, denn das Volk Israel verhält sich nicht gemäß Gottes Willen. Es handelt gesetzlos und Gottes Recht wird verdreht. „Wie lange noch?“ fragt Habakuk. Steht hier etwa Gottes Gerechtigkeit auf der Kippe? Gott antwortet ihm: „Ich werde richten und zwar durch die Babylonier.“ Dieses Gericht traf vollends im Jahre 586 v.Chr. ein, als Juda durch Babylonien völlig vernichtet wurde. Habakuk erwidert in einer zweiten Klage: „Wie kannst du denn dein Volk durch ein noch gottloseres Volk richten?“ Steht hier etwa Gottes Heiligkeit auf der Kippe? Gott gibt eine weitere Antwort: „Ich nutze die Bosheit Babyloniens, sodass ich meinen Gerichtsplan an Juda umsetzen kann.“ Gott versündigt sich dabei nicht. Babylonien bleibt in eigener Verantwortung und wird für ihre Ungerechtigkeit auch von Gott gerichtet. Habakuk schließt das Buch mit einem Gebetspsalm, in dem er Gottes Selbstoffenbarung beschreibt. Zuerst reagiert er mit Zittern darauf, am Ende aber jubelt und jauchzt er über Gott.

Der obige Vers steht am Anfang der zweiten Klage Habakuks. In all seiner Klage, seinen Problemen und Zweifeln macht er dennoch eine Sache deutlich: Gott ist schon immer der heilige Gott gewesen. Er ist der Schöpfergott, der alles schuf und immer noch erhält. Er ist der Rettergott, der sein auserwähltes Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten rettete. Er ist der Gott, der David Segen in seiner Macht als König schenkte. Und in all diesen Ereignissen blieb dieser Gott sündlos, er bliebt gerecht, heilig und gnädig. Das weiß auch Habakuk. Daher vergewissert er sich dessen in dem oben genannten Vers nochmal. „Du bist von jeher unser Heiliger Gott.“

Je nach Übersetzung ist das „Du wirst uns nicht sterben lassen“ eine Frage oder eine Aussage. Ohne sich darin festzulegen ist dennoch eine Sache sicher. Habakuk weiß genau, dass es allein Gott ist, an den man sich in solch schwierigen Fragen wenden kann.

Gott ist von jeher Gott und er wird es auch bleiben. Es mag Zeiten geben, in denen man Leid erfährt, in denen man seine Klage vor Gott bringt. Aber es ist Ermutigung und Hoffnung zu erfahren, in dem, der unsere Klage vernimmt.

Für viele Menschen ist ein uralter Gott uninteressant. Sie interessieren sich für neue Dinge. „Mein Großvater, kann mir ja schon oft keine relevanten Dinge für mein Leben weitergeben, wie soll das dann ein Gott, der uralt ist?“, mögen viele sagen. Für uns aber, die wir diesem Gott vertrauen ist es eine gute Botschaft. Gott ist schon immer Gott und noch nie ist ihm etwas außer Kontrolle geraten. Es ist also ermutigend zu wissen, dass wir solch einen Gott haben dürfen. Er führt auch uns richtig und gut.