Andachten

Wie kann ich mich ändern?

„Wir sind von Natur Juden und nicht Sünder aus den Nationen, aber da wir wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus, haben wir auch an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben an Christus gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt wird.“ (Galater 2,15-16)

In vielen Bereichen meines Lebens wünsche ich mir echte Veränderung. Ich möchte so gerne regelmäßig das Verlangen haben, in Gottes Wort zu lesen und zu beten. Ich würde gerne aufhören, undiszipliniert in meine freien Tage zu gehen, würde gerne mehr Mut haben, das Evangelium weiterzugeben. Ich wäre gerne netter und empathischer für die Menschen um mich herum. Dann stecke ich mir Ziele und nehme mir Veränderungen vor, aber spätestens nach zwei Wochen sind die meisten Dinge wieder Schnee von gestern. Dann nehme ich mir wieder Dinge vor, beginne den Kreislauf von vorn und komme am Ende bei der gleichen stagnierenden Persönlichkeit raus, die auch vor der angestrebten Veränderung schon mein Spiegelbild gewesen war. Ich will ja so gerne ein Leben zu Gottes Ehre leben, aber wie kann ich mich denn wirklich ändern? Wie kann ich nachhaltige Veränderung in meinem Leben erfahren? Geht das überhaupt?

In seinem Brief an die Galater tadelt Paulus seinen Mit-Apostel Petrus dafür, dass er aufgehört hat, mit den Heidenchristen zu essen, als Judenchristen in die Stadt kamen. Anstatt sich normal zu verhalten, hat Petrus Angst bekommen und sich von seinen Brüdern entfernt (Gal 2,11-14). Er hielt sich lieber zu einer Gruppe, die den Glauben an Jesus mit weiteren Reinheitsvorschriften belegte, als das Evangelium zu leben. Er heuchelte, weil er die Freiheit durch das Evangelium nicht vertrat. Auch Petrus hat also ein Verhalten gezeigt, dass veränderungsbedürftig war. Paulus hätte nun auf meine Art und Weise reagieren können: „Petrus, das nächste Mal isst du bitte wieder mit den Heidenchristen, denn das gehört sich so und Gott will das so. Du sollst dann keine Angst vor den anderen Judenchristen haben. Bitte änder das.“ So gehen wir oft vor, wenn wir unser oder das Verhalten anderer Menschen ändern möchten. Wir zeigen ihnen auf, was sie falsch machen und wie sie anders handeln sollen. Das ist sicher nicht immer falsch, aber Paulus zeigt uns eine bessere Möglichkeit.

Anstatt das richtige Verhalten zu präsentieren nutzt Paulus das Licht des Evangeliums. Er will nicht eine Verhaltensänderung, sondern eine Denkänderung. Petrus soll sich nicht einfach anders geben, sondern sein Denken soll wieder auf das Evangelium ausgerichtet werden. Das macht Paulus mit dem Vers 16. Er zeigt Petrus auf, dass das Evangelium gerade zeigt, dass niemand besser vor Gott dasteht, wenn er sich weiterhin an die rituellen Gesetze des Volkes Israel hält. Die alleinige Rechtfertigung vor Gott ist durch Jesus Christus passiert. Er und niemand anders kann dem etwas hinzufügen. Er benutzt das Evangelium und erläutert damit das Fehlverhalten des Petrus. Dieses Prinzip finde ich beeindruckend und möchte es gerne an einem Beispiel in meinem Leben sichtbar werden lassen.

Mein Fehlverhalten liegt oftmals in der Verurteilung anderer Menschen. Ich bin stolz und überhebe mich über das Verhalten oder das Leben meiner Mitmenschen. Meist mache ich das in Gedanken und niemand bekommt es mit. Wenn ich mir jetzt vornehme (und vielleicht sogar dafür bete), diese Sünde zu lassen, kann ich das verschieden machen. Entweder sage ich mir immer wieder, dass wir alle Sünder sind, ich könnte mir die Stärken der anderen ins Bewusstsein rufen, oder sonst irgendeine andere Taktik ausprobieren. Aber wenn ich das Evangelium anschaue, dann sehe ich Folgendes: Jesus Christus kommt auf diese Erde, gibt sich komplett hin. Er gibt sich hin, obwohl er es absolut nicht nötig gehabt hätte. Er ist allen Menschen weit überlegen und wird das Lamm, das sich stumm zur Schlachtbank führen lässt. Voller Demut ging er über diese Erde, um für mich zu sterben und mich zu seinem Bruder zu machen. Wie kann ich mit diesem Gedanken meinen, mich über andere erheben zu können? Wie kann ich mit dem Evangelium im Kopf weiter stolz und hochmütig sein? Es geht nicht.

Ich glaube, dass die Beschäftigung mit dem Evangelium für jeden Christen essenziell ist. Heiligung kann genau durch das Evangelium, durch die frohe Botschaft entstehen. Nachhaltige Veränderung kommt niemals aus mir heraus, sondern nur durch das Evangelium. Gott muss mich verändern. Er tut es, durch die gute Nachricht. Ich hoffe, dass wir unsere Probleme und unser Fehlverhalten ins Licht des Evangeliums stellen dürfen, Buße tun können und Gott uns verändern mag. Das wäre unglaublich schön!